Wieder habe ich gezittert, als ich wach wurde.
Ich versuche schon lange nicht mehr, meine Träume zu behalten und sie zu analysieren, wie ich es früher gemacht habe. Aber heute wurde mir beim Aufwachen einfach klar, dass ich in diesen Träumen immer wieder erlebe, was sich in den Tiefen meiner Psyche abspielt.
Und dort geschieht seit Beginn meines Lebens immer dasselbe. Ich bin total verunsichert. Ich versuche ständig, einen gewissen Halt im Leben zu finden, aber alles rinnt mir immer durch die Finger. Ich finde niemals irgendeine Sicherheit. Mein Leben steht auf wackligen Füßen.
Finanziell wird die Situation immer angespannter. Ich weiß nicht, wie lange ich noch so weitermachen kann. Partnerschaftlich ist es schön mit Jhojan, aber wir wissen nicht, ob er bleiben kann. Gesundheitlich haben mir die Ärzte immer wieder eingeredet, dass mein Herz eine tickende Zeitbombe ist und dass ich jederzeit umfallen und sterben kann. Selbst eine einfache Grippe haut mich für Wochen völlig aus den Latschen.
Selbst das Keysha-Bewusstsein ist kein Halt mehr für mich, denn ich verstehe nun, dass ich vieles in der Vergangenheit schlicht falsch interpretiert habe. Ich habe mal an das „Gesetz der Anziehung“ geglaubt. Aber heute weiß ich, dass das Bullshit ist.
Ich habe mich ja auch schon seit Jahren aus allem zurückgezogen – Musik, Rollenspiel, Freunde … Nichts davon tue ich mehr, weil ich in allem zu viele schlechte Erfahrungen gemacht habe. Also finde ich auch in sozialen Kontakten keinen Halt mehr.
Kein Wunder, dass ich ständig das Gefühl habe zu fallen und dass der Boden wackelt. Bildlich gesprochen ist es genau so. Ich habe in dieser Welt eigentlich nie festen Boden unter den Füßen gehabt. Das ist auch der Grund, warum ich mir nie ein Leben mit einem Partner aufbauen konnte. Es ist auch der Grund, warum es mit Orlando und Jhojan nicht funktioniert bzw. nicht funktioniert hat. Ich kann niemandem auch nur ein bisschen Sicherheit bieten. Mein Leben steht immer auf Treibsand, und ich versuche ständig, mich irgendwie knapp über Wasser zu halten.
Es gibt manchmal gute Zeiten, aber letztlich lande ich immer wieder im Chaos. Mein Leben ist ständig in Gefahr. Ich erreiche niemals einen sicheren Hafen. Wenn ich mal nicht durch Einsamkeit bedroht bin, sind es die Gesundheit oder die Finanzen.
Ich denke, das ist es, was meine Nächte mit Albträumen füllt. Mein Unterbewusstsein spiegelt damit einfach nur die Verängstigung und ständige Unsicherheit wider. Es sagt mir, dass mir jederzeit erneut alles genommen werden kann. Und ich kann es nicht beruhigen, weil es die Realität ist. Jhojan kann jederzeit nach Kolumbien zurückgeschickt werden. Ich kann jederzeit heftig krank werden (und die Ärzte tun gar nichts). Ich kann jederzeit pleitegehen und meine Wohnung verlieren.
Angesichts dieser Situation ist es nicht möglich, mein Unterbewusstsein zu beruhigen, denn diese Ängste sind keine Illusionen. Sie sind das Leben, das ich schon seit Jahrzehnten führe. Alles steht immer auf wackligen Beinen – egal, wie viel Mühe ich mir gebe.